Das Startup Kraftblock hat einen neuen Wärmespeicher entwickelt. Das ist an sich nichts Besonderes. Besonders jedoch ist der Speicher von Kraftblock, da er, anders als Batteriespeicher, ohne seltene Erden auskommt und zu 85 Prozent aus Recyclingmaterial besteht. Mit einer Temperatur von bis zu 1.300 Grad ist er zudem äußerst leistungsfähig und könnte einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten.
Was ist Kraftblock?
Kraftblock ist ein Startup, welches im Jahr 2014 offiziell gestartet wurde. Gegründet wurde es von Martin Schichtel, der auch heute noch Chef des Unternehmens ist. Bei der Gründung hatte damals seine Ehefrau Susanne König dabei geholfen, den Business-Plan auf die Beine zu stellen. Mittlerweile ist sie in Vollzeit für die Finanzen des Unternehmens verantwortlich.
Kraftblock wurde mit der Intention gegründet, einen neuartigen Energiespeicher zu entwickeln, was letztendlich auch gelungen ist. Der Speicher war für den Investor Frank Thelen so interessant, dass er sich im vergangenen Jahr mit seiner Firma Freigeist zu 20 Prozent an dem Unternehmen beteiligte.
Auch sonst sieht es sehr gut aus. Kraftblock verhandelt neben deutschen Stahlherstellern auch mit dem größten Stahlkonzern Indiens. Die Technologie soll nicht nur für die Industrie, sondern auch für den Verbraucher interessant sein. Warum sie es ist, erläutern wir Ihnen jetzt.
Was zeichnet den Kraftblock Energiespeicher aus?
Der Markt für Energiespeicher wächst rasant. Das ist auch logisch, denn schließlich gibt es immer mehr Photovoltaikanlagen und die Menschen möchten ihren selbst produzierten Strom auch dann nutzen, wenn die Anlage gerade nicht genug Energie erzeugt. Herkömmliche Energiespeicher funktionieren wie ein starker Lithium-Ionen-Akku. Die Technologie ist ausgereift und die Akkus sind verhältnismäßig günstig.
Der Nachteil: Für das Produkt werden viele seltene Erden gebraucht, darunter Lithium und Kobalt. Der Abbau der Erden ist sehr schädlich für die Umwelt. Zudem wird der Markt von China dominiert und da die Vorkommen begrenzt sind, dürfte die Abhängigkeit von China wachsen, was sich langfristig negativ auf den Preis auswirkt.
Ganz anders ist es mit dem Wärmespeicher von Kraftblock. Dieser kommt ohne seltene Erden aus und besteht zu 85 Prozent aus Recyclingmaterial, was ihn besonders umweltfreundlich macht. Das Geheimnis ist ein von dem Chemiker Schichtel entwickeltes granulatähnliches Material, welches Wärme hocheffizient speichert. Der Speicher kann bis zu 1.300 Grad Hitze speichern und laut Schichtel verhält es sich so: „Je mehr Hitze gespeichert werden kann, desto leistungsstärker ist der Speicher“.
Die Energie kann ohne großen Effizienzverlust bis zu zwei Wochen lang gespeichert werden. Die Wärme kann auch in Strom und Gas umgewandelt werden, mit einer kleinen Modifikation auch in Kälte, sodass er ähnlich funktionieren kann wie eine Klimaanlage.
Besonders reizvoll sind die Kraftblock-Energiespeicher für die Industrie, denn die Energie kann zum Beispiel aus der Abwärme von Industrieprozessen stammen. Daher verhandelt Kraftblock vor allem mit Stahlproduzenten, die ihre Energieeffizienz drastisch verbessern könnten, wenn sie die zwangsläufig anfallende Hitze in Energie umwandeln können.
Auch Strom aus Solaranlagen und Windkraftwerke könnte auf diese Art gespeichert werden. Die Effizienz solcher Kraftwerke könnte massiv erhöht werden. Strom muss schließlich in dem Moment verbraucht werden, in dem er erzeugt wird. Könnte überschüssige Energie in den Blöcken gespeichert werden, könnten Ökostromanbieter auch bei Windstillstand bzw. in der Dunkelheit saubere Energie ins Netz einspeisen. Das wiederum erhöht eben die Effizienz der Kraftwerke, wodurch sie für Investoren attraktiver werden.
Eine weitere Besonderheit ist, dass der Kraftblock modular aufgebaut ist. Die Blöcke mit unterschiedlichen Kapazitäten lassen sich mit den Lade- und Entladestationen problemlos kombinieren. So lässt sich der Speicher den jeweiligen Bedingungen anpassen. Verbraucher können auch erst klein anfangen und sich einen günstigen Block mit geringerer Speicherkapazität zulegen. Später lässt sich ganz einfach ein weiterer Speicher hinzukaufen.
Wann kann ich den Energiespeicher kaufen?
Bisher gibt es nur ein paar Pilotprojekte. Diese sorgen allerdings dafür, dass sich Konzerne aus aller Welt für das Projekt interessieren und bereits Verkaufsgespräche geführt werden. Im Jahr 2020 soll das erste Großprojekt an den Start gehen. Es soll ein Kraftblock mit einer Kapazität von 500 Megawattstunden in Betrieb genommen werden. Der gewaltige Speicher ist lediglich so groß wie 16 Industriecontainer.
Noch ist der Kraftblock sehr teuer, da schließlich auch die gesamte Entwicklung und die Produktionsanlagen finanziert werden müssen. Experten gehen davon aus, dass sich die Preise bald senken werden und verweisen auf die vergangenen zehn Jahre. In dieser Zeit haben sich die Preise für Photovoltaikanlagen um mehr als 80 Prozent reduziert.
Ob es sich bei dem sauberen Energiespeicher von Kraftblock ebenso verhalten wird, kann natürlich niemand mit Sicherheit sagen. Die Nachfrage ist in jedem Fall sehr groß, sodass das Unternehmen davon ausgeht, dass die Speicher in drei bis vier Jahren preislich auch für den Verbraucher interessant sein werden.