Heute gibt es eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Methoden, regenerativen Strom zu erzeugen. Da wären die Energiegewinnung durch Windkrafträder, die Energiegewinnung aus Wasserkraft, Sonnenstrahlung oder durch das Verfeuern von Biomasse. Heraus kommt sogenannter „grüner Strom“ oder kurz „Ökostrom“, welcher dann in das Stromnetz gespeist wird und Millionen Haushalte in Deutschland mit Strom versorgt. Langfristig betrachtet ist eine komplette Umstellung von Atomkraft und Kohlekraft hin zu den erneuerbaren Energien geplant, kurzfristig dient der Ökostrom aktuell nur als Ergänzung zur althergebrachten Stromerzeugung. Das Problem dabei ist, dass Ökostrom kostet mehr in der Erzeugung, trägt aber das gleiche Erscheinungsbild wie der günstigere konventionelle Strom. Beide Stromarten fließen durch das selbe Netz, ein Ausbau von zwei unterschiedlichen Netzen wäre viel zu kostenintensiv. Wie also lässt er sich unterscheiden?
Die Antwort: RECS-Zertifikate
Die Antwort auf die Frage nach der Unterscheidung sollen RECS-Zertifikate liefern. Laut EU-Richtlinie 2001/77/EG, datiert auf den 27. September 2001 ist „die Unabhängigkeit und Diversifizierung der Energiequellen ein wichtiges Ziel“. Das ist besonders wichtig, da ein großer Teil der derzeitigen Energielagerstätten in politisch schwankenden Regionen liegt, was das Ganze zu einem Risiko für Deutschland macht. Deshalb soll die Wende künftig daraus bestehen, jede Einheit Ökostroms (angegeben in Mwh) mit einem eigenen RECS-Zertifikat zu versehen. Das Zertifikat zeigt den Umweltnutzen des Ökostroms an und bildet dadurch ein klare Abgrenzung gegenüber des konventionellen Stroms.
Das System hinter dem RECS-Modell
Die Abkürzung RECS bedeutet „Renewable Energy Certificates System“. Es handelt sich dabei um eine Organisation deren Ziel es ist, die regenerative Energie zu fördern aber eben klar von der konventionellen Energie abzugrenzen durch das besagte Zertifikat. Hier ist der tragende Gedanke die Umweltverträglichkeit, die so hervorgehoben werden kann. Dieses System soll nicht nur in Deutschland greifen, sondern bald in ganz Europa zum Tragen kommen.
RECS-Zertifikate werden vom „Issuing Body“ vergeben. Jeder ist für ein ihm zugewiesenen Gebiet zuständig. Er verwaltet den Bestand an Ökostrom und überwacht das komplette System, hier Domäne genannt, durch die Erstellung der Zertifikaten und die Ausgabe des Ökostroms im Verkauf. Der komplette Prozess ist automatisiert. Meldet ein Kunde Bedarf an grünem Strom an, wird ihm die Bestellung in Papierform bestätigt, in Fachtermini „redemption declarations“ genannt. Die Weitergabe durch Verkauf funktioniert allerdings nur bei den Energiekonzernen, der Endverbraucher kann seinen Strom nicht individuell über die Zertifikate erwerben und muss sich auf seinen Energielieferanten verlassen.
Sobald der Ökostrom geliefert wurde, wird das RECS-Zertifikat entwertet, der Nachweis darüber, dass der Endverbraucher ersehen kann, welche Menge Ökostrom ihm tatsächlich zugestellt wurde. Nur so ist es möglich, dem Ökostrom gewissermaßen ein Gesicht zu geben und dem Kunden nachzuweisen, in welcher Menge er mit Ökostrom beliefert wird. Eine Art Personalausweis für Strom aus erneuerbaren Energien sozusagen.
Wurde der Strom einmal veräußert und ausgeliefert, verfällt das Zertifikat. Der Preis richtet sich immer aktuell nach dem Mehrreis, der für die Erzeugung von grünem Strom aufgewendet werden muss und liegt in der Regel leicht über dem für konventionellem Strom. Neue Zertifikate sind im Bestand stets vorhanden, denn sie werden ja wieder für den neu erzeugten Ökostrom und dessen Nachweis für den Kunden gebraucht. Ein ewiger Kreislauf.
Wie wird mit RECS-Zertifikaten gehandelt?
Der Handel mit besagten Zertifikaten erfolgt immer in der Reihenfolge, vom Energieversorger zum Energiehändler und von dort zum Endkunden. So kann dem Endverbraucher im Grunde je nach Nachfrage grüner Strom angeboten werden, wobei der Handelspreis dabei nie konstant bleibt, sondern von vielen unterschiedlichen Bedingungen abhängig ist. Jedes Mitglied ist Bestandteil des Systems, ohne dieses System gibt es keinen Ökostrom. Sobald ein Marktteilnehmer einem anderen sein RECS-Zertifikat übertragen möchte, also ein Verkauf stattfindet, muss der Issuing Body darüber Informationen erhalten. Der hat nämlich dann die Aufgabe, die Konten zu übertragen und beiden Marktteilnehmerin den Verkauf zu bestätigen. Außerdem kümmert er sich insgesamt um den Import und Export der Zertifikate aus unterschiedlichen Domänen und lenkt so den Handel auch über den Grenzen Deutschlands hinweg. Jeder Handel erfolgt auf der Grundlage eines Vertrages.
Was besagt ein RECS-Zertifikat konkret?
Das Zertifikat dient als Marke, als Strategie für Ökostrom und gleichzeitige Urkunde über die Auslieferung und den Handel mit eben solcher. Es beinhaltet eine persönliche Nummer. Diese wird vom Issuing Body zugeteilt und enthält außerdem das Kalenderjahr und den Monat der Ausstellung für das individuelle Zertifikat. Darüber hinaus ist darauf die Quelle zu finden, wo der Ökostrom produziert wurde und auch die Art und Weise, wie er produziert wurde, beispielsweise aus Windkraft oder Solarenergie. Desweiteren klärt jedes RECS-Zertifikat darüber aus, aus welchem Land und mit welcher Domäne der Ökostrom hergestellt wurde und ob die gesamte Herstellung mit öffentlichen Mitteln gefördert wurde oder noch wird. Daneben findet sich noch ein vierstelliger Zahlencode entweder vom Issuing Body selbst oder einem Agenten. Dann ist das RECS-Zertifikat komplett.